„Die Liebe hervorlieben“
Es war einer dieser Momente, wo Freude und eine Ahnung das Herz erfüllen. Wieder so ein „Wow-Moment“! Ich las im Buch „Person sein vor Gott“ von Bischof Stefan Oster. Wie oft unterliegen wir der Versuchung, die Liebe zu erzwingen, zu manipulieren, damit ein eigenes Bedürfnis gestillt wird. Wir verlieren dabei oft den anderen und das wahre Wesen der Liebe aus dem Blick. Liebe will hervorgeliebt sein! Wieviel Respekt vor der Einmaligkeit und Einzigartigen des anderen, wie viel Zärtlichkeit, Schönheit und Wahrheit liegen in diesen Gedanken! Wieviel Raum bekommt der andere dort. Er wird niemals als Mittel zum Zweck benutzt. Kein Haben-Wollen, sondern voller Behutsamkeit mit diesem Geschenk der Liebe umgehen, die im anderen zugegen ist. Es geht nicht um mich. Es geht um das kostbare Geschenk der Liebe im anderen. Die Liebe hervorlieben. Die Liebe erbauen. Das verlangt ein Herausgehen aus sich selbst, den Mut sich selbst zu überschreiten. Für etwas Größeres, das nicht das Ego zum Maßstab hat. Auch den Mut, in eine andere Dimension einzutauchen. Sich quasi „nasse Füße holen“, weil es auch ein Gehen auf Wasser ist, die Sicherheit der Kontrolle hinter sich lassend. Es ist nicht kompliziert: einfach einen liebenden Blick für den anderen haben, für das, was dem anderen gut tut, für das, was ihm Freude bereitet – weg von mir selbst, hin zum Du. Die Liebe hervorlieben. Ganz banal, im Alltag, beginnt das wahre Leben und die wahre Liebe, die stark, mutig, atemberaubend, treu, schön, tief, unendlich weit, hoch und unsterblich ist. Lucia Hauser [1] Stefan Oster: Person-Sein vor Gott – Theologische Erkundungen mit dem Bischof von Passau, Verlag Herder, 2015 [2] Sören Kierkegaard: Der Liebe Tun, (Verlag, Erscheinungsjahr)
(Leitung von „Liebe Leben“)
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