Ein Pfeil hat mich ins Herz getroffen

Bewusst oder unbewusst von jemandem abgefeuert. Es war ein Volltreffer! Genau in mitten in meinen wunden Punkt hinein. Gefühle von Einsamkeit, Angst, Wut und Scham zeigen sich. Der Reflex: Gegenangriff! Das Waffenarsenal öffnen und alle Torpedos abschießen? Oder lieber meine Gefühle unterdrücken und nach innen richten? Keine der beiden Möglichkeiten ist wirklich hilfreich und konstruktiv. Was bleibt, ist in beiden Fällen – je nach Ausmaß – ein gewisser Grad an Zerstörung, Schmerz und Misstrauen.

Die Konfrontation mit der Zerbrechlichkeit gehört zum menschlichen Dasein.

Aber wie ist mein innerer Umgang mit meinem Schmerz und den Verletzungen, die mir im Leben widerfahren?

Ziehe ich mich in die Höhle des Schmerzes zurück? Kapsle ich mich darin ein und werde so unerreichbar für die Gedanken der Liebe und Vergebung? Klammere ich mich vielleicht sogar daran, wie an einen kostbaren Schatz? Oder benutze ich das Ganze möglicherweise, um Macht über denjenigen auszuüben, der mich verletzt hat? Ein gefährlicher Weg! Denn auf diese Weise zerstöre ich mein Lebensglück. Wenn ich dem negativen Modus in mir die Erlaubnis gebe, die Kontrolle zu übernehmen, wird vieles destruktiv.

Fakt ist unter anderem, dass die Botenstoffe, die mein Gehirn dann ausschüttet, allmählich meinen Körper und meine Psyche vergiften. Ich werde tendenziell eher missgönnend, empfindlich, feindlich, verärgert, ängstlich, depressiv, verhärtet, verbittert. Ein Leben im Mangel wird ziemlich sicher die Folge sein – also kein Ort, wo es echtes Leben, Schönheit und Freiheit gibt! Und es ist sicher ein Weg, der in die Sackgasse führt!

Alexander Batthyány schreibt dazu in seinem Buch

Die Überwindung der Gleichgültigkeit: Wer sich aufgrund eines vergangenen Leids der Möglichkeit verschließt, dass noch ein volles Repertoire wertvoller, heilsamer und guter Erfahrungen und Taten auf ihn wartet, verschließt sich nicht nur vor dem noch zu Erlebenden, sondern auch vor sich selbst als dem Erlebenden und Handelnden, der er sein könnte und sollte. Er nimmt sich und seinem Leben die Chance, Erlebnisse und Handlungen in seine Lebensbilanz einfließen zu lassen, die zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Erlittenem und Gutem und Heilsamen und Sinnvollem führen könnten. Er schafft sich, mit anderen Worten, Gewissheiten und richtet sich in diesen Gewissheiten ein – hier die Gewissheit, dass die Welt ein schlechter und feindseliger Ort sein muss, wenn sie ihm bisher so viel zumutete. Er schafft sich folglich eine Heimat just dort, wo sich kein Mensch Heimat wünscht: im Mangel und der Entmutigung.

Es gibt einen Weg zurück in die Fülle und Freude des Lebens!

Dies geschieht vor allem durch das Wissen, dass ich unendlich und bedingungslos von Gott geliebt bin – und durch Vergebung! Wer sich damit vielleicht schwer tut, dem können die sogenannten „Vier Schritte zur Vergebung“ von Sr. Usha eine große Hilfe sein. Je tiefer eine Verletzung ist, umso notwendiger ist die Vergebung, um wirklich frei zu sein. Nur sie durchbricht den Teufelskreis von Aggression und Rachegedanken. Es braucht die Erkenntnis, dass Vergebung schon rein rational Sinn hat, und es erfordert eine innere Bereitschaft, vergeben zu wollen. Ich kann mich somit entscheiden, dass die Verletzung nicht länger eine zerstörerische Macht ist und Kontrolle über mich hat, sondern dass Liebe und Vergebung in mir siegen. Ein Weg in die Heilung und Freiheit!

Der Mensch ist frei, seine Handlung zu wählen. Und er wird zu dem, wie er handelt!

Trotz schmerzhafter Erfahrungen ist jeder Mensch dazu berufen, aus einer inneren Freiheit heraus etwas Großes und Schönes aus seinem Leben zu machen. Jeder ist aufgefordert, den Sinn seines Lebens zu finden und zu erfüllen. Wo bin ich vielleicht noch an Erfahrungen gebunden, die mir diese Freiheit rauben wollen?

Lucia Hauser

Lucia Hauser
(Leitung von „Liebe Leben“)